Die Geschichte von Trager

Der Amerikaner Milton Trager (1908-1998) entdeckte aufgrund einer einfachen Frage den nach ihm benannten Therapieansatz, lange bevor er seine Methode als „Trager Psychophysische Integration“ bekannt machte. Die grundlegende Idee entstand beim Sport mit seinem Bruder, der vorschlug zu schauen, wer höher springen kann. Milton Trager antwortete: «Lass uns doch schauen, wer beim Springen weicher landen kann.»

Diese tiefgreifende Entdeckung, welche Milton Trager zur Entwicklung seines therapeutischen Ansatzes führte, bestand in der Erweiterung des Körperempfindens durch den Prozess des wiederholten Fragens und des daraus entstehenden Bewusstwerdens. Über Jahre experimentierte er zusätzlich mit einfachen, lockernden Alltagsbewegungen wie Arme schwingen, bewusstem Gehen und Balanceübungen. Er nannte diese Bewegungen Mentastics (mental gymnastics). Seine Erfahrungen in Meditation prägten die Entwicklung der Mentastics-Bewegungen. In beidem erfuhr er Ebenen von tiefer Stille, Frieden und Verbundenheit. Diesen Zustand nannte er Hook-up (Verbundenheit), was zu einem zentralen Begriff in der Trager Therapie wurde. 

Seine therapeutische Arbeit basiert deshalb auf der inneren Haltung des Hook-up, der tieferen Verbundenheit mit dem Leben, der Gesundheit und einer Einheitserfahrung. Zuerst ohne Konzept, einfach aus seinem selbst entwickelten Körperempfinden heraus, erkundete er die Möglichkeiten, aus dieser Haltung den Körper seiner Klienten zu berühren und zu bewegen, so dass sie grössere Bewusstheit und Bewegungsfreiheit entwickeln konnten. 

Die erste erfolgreiche Gelegenheit seine Arbeit der wissenschaftlichen Welt vorzustellen ergab sich 1949 als Student an der medizinischen Fakultät in Guadalajara, Mexiko. Die Ärzte, die seine Arbeit sahen waren so beeindruckt, dass sie für ihn eine Klinik eröffneten, die auf die Rehabilitation von Polio spezialisiert war. Er leitete diese Klinik bis er 1954 sein Studium abschloss. 

Nachdem er Arzt geworden war, eröffnete er eine Praxis auf Hawaii und setzte seine Arbeit für eine Vielzahl von Erkrankungen fort (zum Beispiel bei Krankheiten, die Bewegungsprobleme verursachen, bei chronischen Schmerzen, Polio, Muskeldystrophie und Parkinson). Während seines Aufenthalts auf Hawaii lernte Milton Trager Transzendentale Meditation kennen, die er sein ganzes Leben lang praktizierte und die ihm wichtige Impulse für die Entwicklung der Trager Therapie gab. Dort kam er auch in Kontakt mit Dr. Raymond Corsini, einem bekannten Psychologen und Autor medizinischer Enzyklopädien, der darauf bestand, dass Milton Trager seine Arbeit am Esalen Institute in Kalifornien (einem Zentrum für alternative Therapien) vorstellte. Dies geschah 1974 und war der Beginn von Milton Tragers Lehrer-Karriere. 

Die frühesten Lehrer des Trager Ansatzes waren alle in Esalen Massage, Feldenkrais oder anderen damals in Esalen angebotenen Methoden ausgebildet. Jede dieser Personen brachte unterschiedliche Fähigkeiten in die Arbeit ein. Elemente der Kommunikationsfähigkeit, Anatomie und Physiologie und eine immer grössere Betonung der Mentastics wurden Teil des Ausbildungsprogramms.

Die erste Lehrerin, die die Bedeutung der Trager-Arbeit erkannte, war Betty Fuller. Sie organisierte und unterstützte die Entwicklung des Trager Instituts. Betty war eine Freundin von Ida Rolf und hat von Moshe Feldenkrais gelernt und später Feldenkrais unterrichtet. Sie studierte mit vielen der Begründer der Bewusstseinsbewegungen der 1960er Jahre, darunter Fritz Perls (Gestalttherapie), Werner Erhard (EST) und Richard Price, dem Gründer des Esalen Instituts. Betty brachte eine tiefere und klarere Sprache in die Trager Therapie. 

1979 wurde das Trager Institut in Kalifornien, USA, gegründet. Da die Ausbildungskurse nicht in einer staatlich lizenzierten Schule unterrichtet wurden, waren die Begriffe Therapie und Therapeut gesetzlich nicht erlaubt. Die Arbeit wurde daher als Trager Ansatz (Trager Approach) bezeichnet und dieser Begriff wurde vom Trager Institut als Warenzeichen geschützt. Der Begriff Trager Praktiker wurde für diejenigen verwendet, die das Ausbildungsprogramm absolviert haben. 

Die laufende Weiterentwicklung der Trager Therapie wird von Einzelpersonen und kleinen Gruppen auf der ganzen Welt vorangetrieben. 

Die Philosophie

Körperliche Reaktionsmuster werden über Umwelteinflüsse und Erfahrungen gelernt. Diese können positiver oder negativer Natur sein. Milton Trager sagte dazu: „Wir sind die Summe unserer Erfahrungen.“

Vom Moment der Zeugung an bildet jeder Mensch mit Hilfe seiner Anlagen Muster und Gewohnheiten aus, um in seiner Umwelt bestehen zu können. Der Organismus wächst und lernt, indem er seine Reaktionen an die gegebenen Verhältnisse anpasst und weiterentwickelt. Diese Anpassungen sind grundsätzlich zweckdienlich. 

Verletzungen durch körperliche, psychische oder emotionale Ereignisse und Erfahrungen werden im Körpergedächtnis gespeichert und hinterlassen Spuren, welche das Verhalten in der Folge auf allen Ebenen des Menschseins oft ungünstig beeinflussen. Auf der Körperebene kann es als eine Art von Kompensation zu Reaktionsmustern in Form von Spannungszuständen, Schmerzen und Dysbalancen in den körperregulierenden Systemen kommen, welche mit der Zeit automatisch und unbewusst ablaufen. Die Trager Therapie geht davon aus, dass die Unterbrechung dieser unbewussten Körper-Verhaltensmuster Priorität hat, bevor diese sich verändern können. Die Herangehensweise an diese «Unterbrechung» soll in jedem Fall eine sanfte, wohltuende Intervention sein, welche das vegetative Nervensystem einlädt, sich zu entspannen, um sich dann neu regulieren zu können. Hier beginnt der Lern- und Therapieprozess der Trager Therapie.

Schon im Mutterleib beginnen wir zu lernen und uns damit optimal auf unsere spätere Lebensumwelt einzustellen. Eine wichtige Voraussetzung für unser Lernen ist Wahrnehmung. Neben der Wahrnehmung spielt auch unsere Erinnerungsfähigkeit eine massgebliche Rolle, wenn es um Lernen und Anpassung geht. 

Voraussetzung dafür ist, dass wir uns auf etwas Neues einlassen. Aus dieser „neuen“ Sinneserfahrung kann das Gehirn neue Bewegungs- und Haltungsmuster erlernen. Es kann auch die Erfahrung von Entspannung sein, die vielleicht in dieser Form noch nie wahrgenommen wurde. Körperarbeit wird zur positiven Lernerfahrung. Neue Bewegungsmuster, Einstellungen, Entspannungszustände und Körperfunktionen, die zu mehr Wohlbefinden, Selbsterkenntnis und zu Genesung beitragen, können erlernt und integriert werden.

Milton Trager sagte, dass man etwas Besseres gefühlt haben muss, um ein neues und besseres Muster aufbauen und entwickeln zu können. Jemand, der immer ängstlich ist, kann sich nicht grundsätzlich ändern, bevor er nicht Sicherheit und Wohlgefühl erfahren hat. Sobald ein besseres Gefühl erlebt wurde, besteht die Möglichkeit, zu diesem besseren Gefühlszustand zurückzukehren. Hat man einen positiven Gefühlszustand erfahren, der mit einer verbesserten Funktion verbunden wurde, wird der Körper vorzugsweise in diese verbesserte Funktion zurückkehren (in Trager genannt Recall). Diese neuen Erfahrungen beeinflussen das unter ungünstigeren Bedingungen Gelernte, das häufig mit Körperspannung, mit Festhalten, übertriebener Kontrolle oder Schwäche verknüpft ist, auf positive Weise.

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Milton Trager war Akrobat, Boxer und Tänzer. Dies ist ein Video von ca. 1932 aus seiner Zeit als Akrobat:

Veröffentlicht von Gabriela und Bill Scholl

Trager Praktiker und Instruktoren

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